Pop, Rock und kleine Jazz-Sachen lassen sich prima im Tonstudio aufnehmen. Elektronische Musik sowieso, da hier die Akustik keine Rolle spielt. Anders sieht es aus bei klassischer Musik. Diese kommt bei der Aufführung im Konzertsaal oder Opernhaus traditionell ohne Mikrofone, Verstärker und Lautsprecher aus. Die Sänger, aber auch die Instrumentalisten, sind es gewohnt, mit ihrer Stimme bzw. ihrem Instrument den Saal „zu füllen.“ Dabei spielt natürlich die Akustik des Saales eine entscheidende Rolle, da jeder Zuschauer nicht nur den Direktschall vom Künstler hört, sondern auch die mannigfaltigen Reflektionen von den Decken, Wänden und dem Fußboden.
Um diesen besonderen Klang in einer klassischen Aufnahme einzufangen, ist es eine gute Idee, die Musik in genau dieser Umgebung einzufangen. Das ist für mich kein Problem, da ich mit meinem „Tonstudio“ mobil bin. Ich brauche lediglich den Platz für einen Tisch für meine Technik und einen Stuhl für mich sowie eine haushaltsübliche Steckdose. Tisch und Stuhl stehen am besten irgendwo dort im Publikumsbereich, wo die teuersten Karten verkauft werden, da dort der Klang am besten ist.
Außerdem brauche ich noch Platz für ein paar Mikrofonstative. Je nach Anzahl der Künstler und Art der Aufführung sind es ein, sehr oft zwei und manchmal auch mehr Stative. Sie werden je nach Situation auf oder vor der Bühne platziert. Wenn die Bestuhlung bis direkt vor die Bühne geht, lassen sie sich auch gut zwischen die vorhandene Bestuhlung stellen.
Ein Grundriss des Konzertsaals
Wenn du oder ich den Raum nicht kennen, ist es sehr hilfreich, wenn wir vorher gemeinsam auf einen bemaßten Plan des Saales schauen können, in dem die Bühne und der Publikumsbereich eingezeichnet sind. So können wir überlegen, wo du als Künstler stehst oder sitzt, wo eventuelle Mitmusiker platziert werden und wie das oder die Instrumente stehen. So ist es zum Beispiel für meine Planung wichtig zu verstehen, in welche Richtung der Deckel eines Konzertflügels öffnet.
Notenständer und Stative
Dabei werden wir auch besprechen, ob du oder ihr vom Blatt musiziert oder frei vortragt. Davon hängt ab, ob und wo Notenständer platziert werden müssen. Die sollen ja möglichst nicht zwischen dir und dem Mikrofon stehen. Das spielt aber auch insbesondere dann eine Rolle, wenn die Aufführung auch fotografiert oder gefilmt wird.
Bewegungen
Wichtig für mich ist zu verstehen, ob du stehst oder dich bewegst während deiner Aufnahme. Für viele klassische Instrumente stellt sich die Frage sicherlich nicht, da im Sitzen gespielt wird. Aber gerade als Sänger im Bereich Oper und Operette: willst du dich vielleicht doch wie auf der Bühne bewegen, da das zu deiner Interpretation dazugehört?
Zeitplanung
Hier geht es mir weniger um den Eintrag im Kalender und die Schätzung, wie lange die Aufnahme dauern könnte. Vielmehr wollen wir dich mit deiner Stimme oder deinem Instrument so pur wie möglich aufzeichnen. Deshalb sollten wir bei der Planung einen Tag und eine Tageszeit wählen, bei der wir nicht mit eindringenden Geräuschen rechnen müssen.
Wird das Gebäude anderweitig genutzt? Gibt es dort z.B. Büros, Führungen, andere Veranstaltungen oder eine Gastronomie? Und wie sieht es aus mit Geräuschen durch z.B. Strassenverkehr? Lass uns bewusst eine Zeit wählen, zu der wir im Konzertsaal mit den wenigsten Störungen rechnen müssen.
Apropos Störungen. Sehr sinnvoll ist es auch, mit dem Hausmeister oder der Verwaltung zu klären, dass an dem Tag keine handwerklichen Arbeiten durchgeführt werden. Denn wir wollen auf der Aufnahme weder die Bohrmaschine, noch den Hammer oder den Laubbläser festhalten, sondern dich und deine Musik.
Klavierstimmung
Wenn du Klavier spielst oder von einem Klavier begleitet wirst, ist es eine gute Idee, dich zu erkundigen, wann denn der Klavierstimmer das letzte Mal da war bzw. das nächste Mal kommt. Lass uns einen Termin wählen, an dem ein frisch gestimmtes Instrument im Konzertsaal zur Verfügung steht.
Licht im Konzertsaal
In dem Konzertsaal brauchen wir auch Licht. Das ist vielleicht weniger wichtig, wenn Tageslicht durch die Fenster fällt. Aber auch an bewölkten Tagen willst du, wenn du vom Blatt spielst oder singst, natürlich die Noten lesen können. Noch wichtiger ist das Licht, wenn die Aufführung auch gefilmt werden soll. Dann sollte das Licht nicht nur von oben kommen, da das zu einer sehr unvorteilhaften Beleuchtung führt. Idealerweise kommt das Licht als Bühnenlicht von schräg oben, entweder direkt von vorne, noch besser etwas von der Seite.
Wenn bestimmte Lampentypen oder LED-Licht eingesetzt werden, sollte der Videograph vorher testen, ob es problemlos mit seiner Kamera funktioniert und es im Bild kein Flackern oder Streifenbildung gibt. Das lässt sich in der Regel leider nicht auf dem Kameradisplay erkennen, sondern erst bei der Ausgabe auf einem großen Bildschirm.
Bei hochwertigen LED Lampen lässt sich meistens die Wiederholrate einstellen. Mit der passenden Einstellung arbeitet dann auch die Kamera zusammen. Das sollte am besten vor dem Aufnahmetag geklärt und am besten auch getestet werden.
Klimaanlage & Fenster im Saal für die Aufnahme
Sollte es im Konzertsaal eine Klima- oder Lüftungsanlage geben, sollte diese im Moment der Aufführung ausgeschaltet werden. Denn die Bewegung von Luft macht Geräusche, die wir nicht auf der Aufnahme wollen. Und so schön frische Luft in einem stickigen Raum ist, die Fenster und Türen sollten wir schliessen, denn wir wollen weder Vogelgezwitscher noch den Polizeihubschrauber hören.
Ich hoffe, dass dir diese Tipps bei der Planung deiner Aufnahme in einem Konzertsaal deiner Wahl helfen. Wenn du dazu Fragen oder Anregungen hast, lass uns gerne sprechen.
Foto: kailingpiano // Pixabay.com