Bereite dich gut vor
Besonders für eher unerfahrene Musiker gilt: üben, üben, üben. Was im Proberaum verschmerzbar ist – wie ein verpatzter Einsatz oder ein falscher Ton – heißt im Studio „noch einmal“.
Üben heißt allerdings nicht, nur zusammen mit der Band zu proben. Gerade als Sänger kannst du dich auch prima im Alleingang vorbereiten. Wenn du eh zu einem Playback singst oder ihr als Band eure Songs instrumental mitschneiden könnt – oder schon Aufnahmen habt – kannst du dazu prima singen, z.B. zu Hause oder im Auto.
Als Sänger solltest du deine Lieder – Melodien und Texte – auswendig können. Es klingt einfach viel besser, wenn du frei singen kannst. Denn Raum zum Interpretieren bleibt dir nur, wenn du nicht am Text- oder Notenblatt klebst.
Trotzdem ist es wichtig, dass du deine Songtexte jeweils zweimal ausgedruckt ins Tonstudio mitbringst. Einen für mich, den anderen für dich. Während der Aufnahme musst du unter Umständen einzelne Abschnitte noch einmal singen. Wenn wir beide den Text haben, können wir uns leichter über den entsprechenden Abschnitt verständigen und man muss nicht erst umständlich umschreiben, von welchem Abschnitt die Rede ist.
Drucke den Text einseitig aus, damit du nicht umblättern musst und wir den Text an der Wand der Kabine anbringen können. Beachte, dass die Schrift auf deinem Textblatt so groß ist, dass du sie auch noch aus einer Entfernung von 75 – 100 cm gut erkennen kannst. Dies ist ungefähr der Abstand zwischen dem Mikrofon und dem Textblatt in der Gesangskabine. Lasse ausreichend Abstand zwischen den Textzeilen, damit du dir leserliche Anmerkungen machen kannst.
Wenn du Texte in dir fremden Sprachen singst, achte darauf, dass du die Texte verstehst. Stichwort: Interpretation. Also ruhig mal das Wörterbuch bemühen oder jemanden fragen, der in der Sprache fit ist. Sie oder er kann dir dann auch helfen, schwierigere Wörter richtig zu intonieren.
Wenn du einen trockenen Hals hast, trinke viel Wasser, dusche warm (oder noch besser: nimm ein Bad) und rede nicht. Das kann Schwellungen deiner Stimmbänder entgegenwirken. Auch ein warmes Getränk kann dir helfen, den Bereich um deinen Kehlkopf aufzuwärmen, aber bedenke, dass Koffein harntreibend ist und dich deshalb austrocknen kann.
Sei gut bei Stimme. Wenn du länger nicht gesungen hast, kannst du nicht ins Tonstudio gehen und erwarten, wirklich gut zu singen. Tägliches Singen ist Voraussetzung für deine gesunde und starke Stimme. Singe dabei ein lockeres Pensum mit nicht zu hoher Intensität.
Denn deine Stimme ist wie ein Muskel. Genauso wenig, wie du in der Woche vor einem Marathonlauf die volle Distanz in Wettkampftempo läufst, solltest du dich in den Tagen vor der Aufnahme im Tonstudio stimmlich verausgaben. Und was du in den Wochen vor dem großen Tag nicht geübt hast, kannst du in den letzten zwei Tagen unmöglich aufholen.
Wärme dich vor dem Singen auf
Wertvolle allgemeine Tipps zur Vorbereitung findest du in meinem Beitrag über die besten Tipps zur Vorbereitung deiner Aufnahme. Hier geht es jetzt um dein Instrument als Sänger – deine Stimme.
Zunächst sei dir bewusst, dass du beim Singen körperliche Höchstleistungen vollbringst. Vielleicht nicht in jedem Song gleichstark, dennoch musst du als Sänger viele Muskeln anspannen und deinem Körper einiges abverlangen. Du musst so fit sein, dass du den Song vom Gefühl her rüberbringst, die Töne triffst und auch schwierige Höhen und Tiefen erreichst.
- Atme schon auf dem Weg zum Tonstudio durch die Nase ein und durch den Mund aus. Das gibt der Luft die Möglichkeit, warm und feucht zu werden, bevor sie deinen Kehlkopf und deine Lunge erreicht.
- Halte dich warm. Ca. 3/4 deiner Wärme verlierst du über Nacken und Kopf, trage deswegen einen Schal und Hut oder Mütze, selbst bei mildem Wetter. Das hilft deinen Stimmmuskeln, warm zu bleiben.
- Trinke den ganzen Tag ausreichend Wasser, am besten ohne Kohlensäure. Sowohl kalte Außenluft als auch Heizungen und Klimaanlagen trocknen deine Stimme aus.
Wärme dich richtig auf. Es ist ratsam, mit Summen und leichten Stimm- und Gesangsübungen zu beginnen (wie das Dehnen deiner Muskeln vor dem Sport). Bitte deinen Gesangslehrer oder Vocal Coach, mit dir ein Warm-Up zu erarbeiten, das speziell auf deinen Bedarf zugeschnitten ist.
Das Aufwärmen deiner Stimme sollte möglichst schon zu Hause stattfinden und nicht draußen vor dem Studio. Meine Nachbarn fühlen sich sonst schnell gestört 😉 Auch in den öffentlichen Verkehrsmitteln klappt das sicherlich nicht – da hat das eigene Auto auf jeden Fall Vorteile, da du hier ungestört Stimmübungen machen oder einzelne Songs noch einmal durchsingen kannst.
Solltest du aus irgendeinem Grund nicht vor dem Besuch im Tonstudio zum Einsingen kommen, so frag mich einfach, ob du ein paar Minuten früher kommen kannst, um dich in einem separaten Raum kurz einzusingen.
Denke aber daran: deine Stimme arbeitet wie deine Muskeln. Also bitte auch beim Warmsingen nicht volle Pulle. Sonst leidet als erstes deine Kopfstimme. Dann kannst du samtig weiche, hohe Töne vergessen, stattdessen kommt nur noch ein gequältes Rumkrächzen. Aber auch für deine Bruststimme wird es auf Dauer zu anstrengend, wenn du dich beim Warmsingen zu sehr verausgabst.
Locker bleiben – um toll zu singen
Deine Vorbereitung trägt maßgeblich dazu bei, wie aufgeregt du bei der Aufnahme bist. Hast du ausreichend geübt?
Vor Beginn der Aufnahme werde ich noch die Einstellungen des Sounds, den du über den Kopfhörer hörst, mit dir besprechen. Hier kannst du sagen, wie laut oder leise und in welchem Verhältnis du das Playback und deine Stimme hören möchtest. Ebenso sprechen wir ab, ob du eventuell einen Effekt, z.B. etwas Hall, auf deiner Stimme haben möchtest. So klingt deine Stimme auch für dich gleich etwas professioneller, was dir wiederum eine größere Sicherheit beim Singen geben kann.
Du musst dich nicht entschuldigen. Für nichts. Sei immer professionell. Im Tonstudio zeigen Künstler ihr innerstes Ich. Dabei kann natürlich auch mal was schief gehen. Alles gut. Dann nehmen wir es einfach noch einmal auf 😉
Wenn es dann soweit ist, stehe aufrecht und selbstbewusst, selbst wenn du total nervös bist! Man „sieht“ deiner Stimme an, wie du stehst, denn deine Körperhaltung wirkt sich positiv oder negativ auf deinen Gesang aus.
Deine Körpersprache und insbesondere deine Mimik sind auch wichtig für das Erzählen deiner Geschichte; also nutze sie zu deinem Vorteil und dem des Liedes. Trage deinen Song richtig vor. Dazu musst du zunächst eine Verbindung zu deinem Stück aufbauen. Verstehe also, worum es in dem Song geht. Die nächste Ebene ist dann deine eigene Interpretation des Liedes und was du mit ihm ausdrücken möchtest.
Wenn du dir nicht sicher bist, wie du beim Singen wirkst, ist das etwas, woran du mit deinem Gesangslehrer arbeiten solltest, bevor du dann vor dem Spiegel, deiner Familie und deinen Freunden übst! Dies ist alles Teil deines Vortrags. Halte deine Schultern unten, entspanne deinen Kiefer und atme!
Solltest du während des Singens einmal schiefe Töne bemerken, brich die Aufnahme bitte nicht ab, sondern sing auf jeden Fall weiter. Für jede Stelle, seien es die Strophen, den Refrain, die Einwürfe („ad libs“) oder den Harmonie-Gesang, wird es mehrere Durchgänge geben, aus welchen schliesslich die schönsten Aufnahmen zusammengeschnitten werden. Auch kannst du einzelne Ausrutscher durch Übersingen genau dieser Stelle korrigieren.
Wichtig ist auch, dass du den letzten Ton vollständig aussingst und dann noch einen Moment still bist – auch wenn du vor Freude in die Hände klatschen oder in die Luft springen möchtest.
Ich freue mich auf dich und deine Songs.
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